Stress verstehen mit Schulz von Thun
Kommunikation kann Konflikte auslösen. Miteinander reden ist etwas alltägliches und selbstverständliches. Dennoch kann dabei sehr schnell Stress entstehen. Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun hat ein Kommunikationsmodell entwickelt, das Klarheit schaffen kann. Das Modell ist auch als Vier-Ohren-Modell bekannt, da es vier Kommunikationsebenen gibt. Tricky dabei ist, dass der eine Kommunikationspartner auf einer der Ebenen sendet und der andere eventuell auf einer ganz anderen Ebene empfängt. Der Klassiker der Beispiele ist, dass er ins Zimmer kommt und sachlich feststellt: “Oh, das Fenster ist offen.” Sie rennt gleich hin und schließt das Fenster, weil Sie meint, dass diese Botschaft einen Aufforderungcharakter hat. Sie hört auf der Appellebene. Bei der Kommunikation ist also Achtsamkeit geboten.
Nach Schulz von Thun wird auf vier Ebenen gesendet und auch gehört. Wenn Sender und Empfänger nicht auf der selben Ebene senden und hören, kommt es zu Missverständnissen.
Die vier Eben:
- Sachebene
- Beziehungsebene
- Appellebene
- Selbstoffenbarungsebene (Selbstkundgebungsebene)
Wie Missverständnisse entstehen? Hier ein Beispiel, ganz einfach erklärt:
Er: Du Schatz, ich habe eine Beförderung bekommen. (Sachebene)
Sie: Super, da freue ich mich für dich. (Beziehungsebene)
Er: Ich muss nächste Woche allerdings für einen Monat nach Phoenix, Arizona zur Schulung. (Sachebene)
Sie: Oh weh, einen Monat ohne dich zu sein, das wird für mich unerträglich. (Selbstoffenbahrungsebene)
Er: Dieses Angebot abzusagen ist aber keine Option für mich. So eine Chance bietet sich mir nie wieder. Das kannst du einfach nicht von mir verlangen. (Achtung: Er hört auf dem Appellohr!)
Sie: Das ist doch klar, dass du nach für einen Monat nach Phoenix gehtst. Ich wollte nur, dass du weißt, dass das für mich unerträglich wird, weil ich dich vermissen werde. (Selbstoffenbahrungsebene)
Er: Auf gar keinen Fall lasse ich die Beförderung sausen! Das kannst du nicht von mir verlangen. (Achtung: Er hört immer noch auf dem Appellohr!)
Sie (fühlt sich unverstanden): Wie ich schon sagte, es ist doch klar, dass du nach für einen Monat nach Phoenix gehtst. Ich wollte nur, dass du weißt, dass das für mich unerträglich wird, weil ich dich vermissen werde.
Er: Ja, was soll ich denn jetzt tun? (Er hört immer noch auf dem Appellohr!)
Sie: Ich will einfach nur, dass du sagst, dass du verstehst wie schwer das für mich ist, es ohne dich auszuhalten. (Beziehungsebene).
Literaturempfehlung: John Gray: Männer sind anders, Frauen auch
Werden die beiden zusammenkommen und sich verstehen? Was meinen Sie?